Menschen in Moeon

AMANDA

15.06.2018

Amanda sagt: "Ich interessiere mich sehr für Sprachen. Ich liebe es,
Gedichte in Originalsprachen zu lesen, das ist eine echte Leidenschaft von mir. Gegenwärtig versuche ich, Russisch zu lernen, und eines Tages ist es mein Ziel, Dostojewski im russischen Original zu lesen", sagt Amanda. Amanda Martikainen kommt aus Finnland und studiert Operngesang an der "Hochschule für Musik und Theater" in Leipzig. Sie spricht sechs Sprachen, und ihr großer Traum ist es, eines Tages viel Zeit in Tibet zu verbringen. Zur Zeit ist sie oft als Gastsolistin unterwegs, um ein Netzwerk aufzubauen und Berufserfahrung zu sammeln. Ein Thema, das sie sehr beschäftigt ist, dass die meisten Dirigenten männlich sind. Sie findet, dass der Markt noch sehr konservativ ist. Die wenigen Frauen, die in ihrem Geschäft arbeiten, werden immer wieder betont. Aber der klassische Markt sollte sich von diesen konservativen Zwängen befreien, die sie auch nicht so ganz versteht, weil alle, die sie kennt, die in diesem Beruf arbeiten, sind eigentlich sehr zukunftsorientiert und modern. Sie selbst hat noch nie mit einer Dirigentin gearbeitet, was sie schade findet. Amanda hat oft die Erfahrung, gemacht, dass Musik, die
von Frauen gespielt wird, viel ganzheitlicher verstanden wird, und sie würde sich sehr freuen nur mit Frauen zu musizieren. Ihre Ziele erklärt sie so: "Wenn ich musiziere, dann tue ich das mit viel Leidenschaft. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Musikerinnen und Musikern ist für mich sehr wichtig. Es ist ein Gemeinschaftsgefühl, deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn ich mich an einem Opernhaus engagieren könnte, denn dann könnte ich langfristig mit Kollegen zusammenarbeiten", erklärt sie.

BUKI

31.05.2018

"Ich bin irgendwie total akkurat, aber irgendwie auch total frei." Schon als kleines Kind hatte Buki Akomolafe eine Leidenschaft für Mode. Kein Wunder, wenn man zwischen Nähmaschinen aufwächst! Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr lebte sie mit ihrer Familie in VPP Nigeria, wo ihr Vater eine NGO betreibt, die Menschen dabei unterstützt, für sich selbst zu sorgen. Der Schwerpunkt lag auf der Landwirtschaft, aber es gab auch eine Frauenwerkstatt, die ihre Mutter eingerichtet hatte, in der Stoffe gewebt und Kleider genäht wurden. In ihren Kollektionen verbindet Buki nigerianische Lebensfreude und deutsche Präzision auf einzigartige Weise. In ihrem kleinen Atelier in Berlin-Kreuzberg entwirft und produziert sie ihre hochwertigen Kollektionen in limitierter Auflage aus farbenfrohen afrikanischen Wachsdruckstoffen. Wenn sie in Nigeria ist, muss sie sich sehr oft für ihre Kleidung rechtfertigen: "Dann gibt es immer Diskussionen, du darfst nicht so rumlaufen, als Frau musst du so sein. Ich gehe immer auf Konfrontation und ich denke, das ist es, was ich in meiner Mode umsetze. Eines meiner Themen ist es, der Welt zu zeigen, dass eine Frau nicht unbedingt nur auf eine Weise gekleidet sein muss. Aber ich will nicht belehrend sein, denn bestimmte kulturelle Aspekte sind dort einfach anders. Meine Kleider sind zum Beispiel alle lang und bedecken bestimmte Körperteile, die in Nigeria bedeckt sein sollten. Ich finde es aber nicht in Ordnung, dass viele Frauen dort keine Hosen tragen dürfen. Hosen sind wichtig für eine bessere Bewegungsfreiheit. Deshalb mache ich lange Hosen."

www.bukiakomolafe.com

CONSTANZE

04.11.2019

Constanze wohnt mit ihrer Familie in Alt-Stralau - wenn sie nicht gerade um die Welt fliegt, um den Klimawandel aufzuhalten. Sie arbeitet für adelphi, einen Think Tank, der Regierungen, internationalen Organisationen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren Lösungen für nachhaltige Entwicklung anbietet. Als Projektleiterin des ICAP* moderiert sie den Erfahrungsaustausch zwischen mehr als dreißig Regierungen und trägt dazu bei, dass die CO2-Bepreisung global an Bedeutung gewinnt. Sie sieht in dieser ein Kernelement, um die Forderungen des Pariser Abkommens zu erfüllen. „Fridays for Future“ macht ihr Hoffnung. Regierungen müssten endlich begreifen, dass sie nicht gegen den Wählerwillen handeln, wenn sie mehr für den Klimaschutz tun. „Es liegt am Einzelnen die Politik dazu zu befähigen, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Mit individuellem Verzicht lösen wir das Problem nicht,“ sagt sie. „Wir haben zu wenig positive Szenarien für ein Leben in 2050. Wie kann eine Welt mit viel Klimaschutz und Ressourcenschutz, nicht nur Verzicht, aussehen? Wie kann Klimaschutzsozial gerecht gestaltet werden?“ Man kommt ins Träumen, wenn man mit Constanze über mögliche Städte der Zukunft spricht, über ihren Geruch, ihren Geschmack, über vertikale Gärten und Gärtendächer, über ganz viel Raum in der Stadt, der wieder den Menschen gehört, weil wir die Autos weitgehend verbannt hätten. Ihr Wunsch für die Zukunft ist es, dass wir viel konkreter an diesen Lösungen arbeiten und diese Welt unseren Kindern mit dem Gefühl übergeben können, wir hätten zumindest angefangen den Mist wieder aufzuräumen, den wir verursacht haben.

* International Carbon Action Partnership: Der „International Carbon Action Partnership“ (ICAP) ist ein internationals Forum für Regierungen und öffentliche Behörden, welche Emissionshandelssyteme implementieren möchten

FRANZISKA

15.08.2019

Franziska, die mit Mann und Kind in Berlin-Kreuzberg lebt und freiberufliche Fotografin ist, sagt: "Kleidung ist mir nicht so wichtig. Am Ende des Tages möchte ich schön gekleidet sein, aber aber auch bequem und warm. Ich kaufe nicht viel, aber wenn ich etwas kaufe, ist es ziemlich teuer und ich trage es ewig. Ich finde es anstrengend, einkaufen zu gehen, und bin froh, wenn die Kleidung den Weg zu mir findet, ohne dass ich einkaufen gehen muss. Ich versuche auch, wenig zu konsumieren, mich bewusst und gesund zu ernähren und wenig zu verschwenden. Im Moment freue ich mich nur darauf, nach der Babypause bald wieder arbeiten zu gehen und auf den Urlaub am Meer!

ISABEL

04.12.2019

Isabel ist Produktdesignerin und wohnt seit einem Jahr in Berlin. Sie ist viel unterwegs und arbeitet oft an mehreren Projekten gleichzeitig. Gerade hat sie eine Kollaboration mit einer Leuchtenmanufaktur abgeschlossen, die Einrichtung für einen Brillenladen designt und für einen österreichischen Seilbahnhersteller gearbeitet. Sie liebt es, Dinge mit ihren Händen zu schaffen und da momentan die Arbeit am Rechner überwiegt, repariert sie zum Ausgleich am Wochenende ihr Fahrrad selber.
 Im Produktdesign fand sie die perfekte Mischung ihrer Interessen: Die Liebe zum Gestalten und eine starke Faszination für das Technische. Trotzdem stellt sie sich immer wieder die Sinnfrage: „Leben wir nicht in einer Welt, in der es eigentlich schon viel zu viel gibt und man jetzt sofort aufhören sollte Neues zu schaffen? Andererseits,“ findet sie, „können gut designte Gegenstände ein sehr langes Leben haben. Designer haben die Möglichkeit Innovation voranzubringen, durch kreative, unkonventionelle Lösungsvorschläge. Wir brauchen diese in einer Welt mit rapide wachsenden Problemen dringend.“ So einen kreativen Lösungsvorschlag verfolgt Isabel auch als Teil des Vereins „Stadtlücken e.V.“, den sie vor einigen Jahren mit Freunden in Stuttgart gründete. Eine Gruppe engagierter Menschen ergreift hier die Initiative, um in einer verspekulierten Stadt Bewusstsein zu schaffen für gemeinsamen Raum und ein Recht auf Stadt. Ungenutzte Bereiche im Stadtsystem sollen zugänglich gemacht werden für die BewohnerInnen und deren wahre
Bedürfnisse. Es geht darum sich auszutauschen, kennenzulernen und Zusammenleben immer wieder neu zu verhandeln.

KRISTINA

06.06.2019

Kristina lebt mit Ihrem Mann, zwei Töchtern und zwei Katzen in Prenzlauer Berg und ist Inhaberin der Schauspielagentur GOLD BERLIN. Mode ist ihr eine Herzensangelegenheit und legt ihr Augenmerk auf gute Schnitte, Farbe und schöne, natürliche Materialien. Der Wohlfühlaspekt steht für sie an vorderster Stelle, wird aber gepaart mit der bewussten Kombination von Kleidungsstücken, sodass daraus ein klassisch schlichter und unaufgeregter Look entsteht. Spannend findet Kristina Mode auch deshalb, weil sie sich für die soziokulturellen Aspekte von Kleidung und das, was sie über die Tragenden aussagt, interessiert. Bei der Mode sowie bei Ihrem sonstigen Konsum achtet Kristina auf Qualität und Langlebigkeit. Um einen nachhaltigen Lebensstil umfassend zu integrieren, hat sich ihre Familie vom Auto getrennt, vermeidet sie Flugreisen und kauft sie überwiegend Lebensmittel aus biologisch dynamischer Landwirtschaft.

LENA

01.10.2019

Lena macht gerade ihren Abschluss in Architektur an der UDK, einen Traum, den sie sich erfüllen wollte, nachdem sie schon einige Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet hatte. Während sie durch die Physiotherapie viel über sich selbst und den eigenen Körper gelernt hat, konzentriert sie sich in der Architektur nun darauf Räume zu schaffen, in denen sich dieser Körper wohlfühlen kann. „In beiden Berufen geht es erstmal um die Schulung von Händen und Augen, darum, zu beobachten“, sagt sie. Beobachten, das bedeutet für Lena auch immer wieder aus Gewohntem auszubrechen und durch Reisen ihren Horizont zu erweitern, neue Perspektiven kennenzulernen. Vor Kurzem kam sie von einem Auslandssemester in Japan zurück. Fasziniert erzählt sie von den Unterschieden zwischen Japan und Deutschland in Bezug auf Mensch und Raum. Von dem kleinteiligen, bunt zusammengewürfelten Gebäudeteppich, der Tokyo ausmache, von reduzierten Inneneinrichtungen, die auf Grund häufiger Erdbeben in Japan Tradition hätten und von der Zurückhaltung der Menschen, welche die Metropole Tokyo, trotz hoher Bevölkerungsdichte, entspannt wirken lasse im Vergleich zum chaotischen Berlin. Berlin will Lena über kurz oder lang ohnehin verlassen, denn sie merke immer mehr, dasssie ein naturnahes Leben der Hektik der Großstadt vorziehe.

LUNA

08.07.2019

Luna, die aus Spanien stammt und in Berlin Bildende Kunst studiert, sagt: "Für mich ist Mode eine nonverbale Kommunikation, die anderen zeigt, wer wir sind. Ich würde sagen, dass ich zwei Haupttendenzen habe, wenn es um meine Kleidung geht: weite, schlabberige Kleidung, die ich fast immer von meinem Partner klaue, und feminine, figurbetonte Kleider und Röcke. Aber das hängt davon ab, was ich tagsüber mache, ich muss nicht unbedingt gut aussehen, um im Supermarkt einkaufen zu gehen. Manchmal trage ich wirklich nur das, was ich im Kleiderschrank finde, und das ist meist Second Hand. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, den Planeten, auf dem wir leben, nicht unnötig zu schädigen, und ich versuche, nur Dinge zu kaufen, die ich liebe.

ZENIB

5.10.2018

"Ich denke, Glück bedeutet, der Erde nahe zu sein und sie zu schätzen." Zenib ist 31 Jahre alt und verbringt die meiste Zeit in der Küche. Vor sechs Jahren verließ sie Philadelphia, ihre Heimatstadt, um in Berlin ein neues Leben zu beginnen. Jetzt arbeitet sie als Köchin in einem Restaurant in Schöneberg, 12 Stunden am Tag, und sagt, dass dies perfekt zu ihrer Persönlichkeit passt. Sie kommt ursprünglich aus Pakistan, und als sie Pakistan damals verließen, wusste ihre Mutter nicht, was amerikanisches Essen ist. Sie kochte immer pakistanisches Essen, und die anderen Kinder machten sich darüber lustig, dass Zenib und ihre Schwester keine Erdnussbutter-Gelee-Sandwiches aßen. Also fing ihre Mutter an, eine Mischung aus pakistanischem und amerikanischem Essen zu kochen, was schrecklich war, aber Zenib liebte es. Je älter sie wurde, desto mehr verstand sie, wie wichtig Essen ist. Sie wollte mehr und mehr darüber wissen, woher Lebensmittel kommen, und sie wollte lokal und regional einkaufen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Zenibs Mutter ist vor fünf Jahren verstorben, und das Kochen ist für sie auch eine Möglichkeit, mit ihrer Mutter verbunden zu bleiben. Sie sieht sich selbst eher als Amerikanerin denn als Pakistanerin, aber sie hält Identität für eine verrückte Sache. Pakistan ist für sie ein problematisches, aber sehr schönes Land. "Sie wollen sich sehr schnell entwickeln, aber es ist nichts vorhanden. Der Müll weht überall herum, das Wasser ist schlecht, es gibt eine Überbevölkerung, es gibt ein wirtschaftliche Verbesserung, aber die Menschen leben immer noch in Dörfern ohne Strom." Trotzdem möchte sie, dass ihre zukünftigen Kinder die pakistanische Sprache sprechen und das Essen kennen, denn für Zenib ist das Essen ein wichtiger Teil der kulturellen Identität.